Nun lärmen sie wieder

Die letzten Jahre lärmten die Flugzeuge immer stärker. Das zeigt der Zücher Fluglärm Index (ZFI) ganz klar. Dafür war es in der Presse lange relativ ruhig. Nun hat sich das Blatt gewendet. Im Moment lärmt es auch in den Leserbriefspalten der Zeitungen gewaltig. Seit der zwischen Deutschland und der Schweiz ausgearbeitete Staatsvertrag bekannt ist, vergeht kein Tag, an dem sich die Bleiwüsten zum Staatsvertrag nicht weiter ausdehnen. Die Schreibenden bewerfen sich mit martialischen Ausdrücken, es wird um sich geschlagen.

Die «bösen Südschneiser» z. B. favorisieren den Pistenausbau und eine Verlängerung der Pisten 28 und 32. Mit dem fiesen Hintergedanken, dass dann die Flüge über den Süden des Flughafens massiv reduziert oder gar wegfallen werden.

 
Die Menschen im Osten wehren sich gegen eine massive Erhöhung der Flugbewegungen über ihrem Gebiet. Zu Recht, sie sind tatsächlich die Gebeutelten des neuen Staatsvertrages; sie sollten sich eine Kurpackung Ohropax kaufen!

 
Die im Norden haben es in Zukunft effektiv besser: Das Nachbarland im Rücken tut gut. Das gibt weniger Überflüge, damit also bald weniger Lärm. Doch da ist auch noch die Idee des geköpften oder gekrümmten Nordanflugs. Also kommt’s doch wieder anders.

 
Und im Westen nichts Neues. Dem Westen hat es nachhaltig die Sprache verschlagen. Wer über 70 % aller Abflüge (laute Abflüge bei Vollgas, nicht die «leiseren» Anflüge) überlebt, der hat eine heisere Stimme. Die Bevölkerung in Flughafen-West mag sie nicht mehr erheben.

 
Nicht vergessen ist der damals – von der bürgerlichen Mehrheit abgelehnte – von Moritz Leuenberger ausgehandelte Staatsvertrag 1. Er hätte über vier Stunden mehr Ruhe gebracht gegenüber dem Staatsvertrag 2 von Doris Leuthard.

 

 

Fazit: Es stimmt, dass wegen der zusätzlichen Sperrzeiten vor allem abends ab 18 h mindestens 20’000 Flüge neu über Schweizer Gebiet geführt werden müssten. Bei Ablehnung wird die Eidgenossenschaft in einseitige deutsche Verordnungen hineinlaufen. Das sollte uns grausen: nur noch 80’000 Überflüge über Süddeutschland? Wer nimmt den Rest?

 

 

Am letzten Montag hat der Kantonsrat das momentan Richtige getan. Ein dringliches Postulat der glp wurde von Links-Grün-Mitte unterstützt. Der Regierungsrat muss jetzt zeigen, wie das Umsetzen des Staatsvertrages ohne Pistenausbau zu machen ist. Das ist ein wohlgezielter Schuss vor den Bug der Flughafen AG, die den Staatsvertrag missbraucht, um nun Stimmung zu machen für einen ohnehin von den «Airport-Turbos» favorisierten Ausbau der Pisten 28 und 32. Sonst gäbe es Kapazitätsengpässe, sagen die Flughafenfreunde. Allein mir fehlt der Glaube! Beides darf nicht vermischt werden. Wer das tut, will uns Angst machen. Und Angst war noch nie ein guter Ratgeber in der Politik.

 

 

Was wir jetzt brauchen, ist eine gute Zusammenarbeit aller Behörden- und Bürgerorganisationen, damit die Interessen der Gemeinden und der betroffenen Bevölkerung berücksichtigt werden; zur Verteildiskussion und zur Debatte der Pistenverlängerung soll die Maxime gelten, dass alle Himmelsrichtungen Lasten übernehmen. Wenn der Süden mitmacht, umso besser. Wir müssen uns in alle Richtungen solidarisch stark machen, damit der Flughafen seine einseitige Wachstumspolitik nicht durchsetzen kann. Das letzte Wort hat bei uns immer noch das Volk. Freut uns das?